Vorfreude auf ein Juwel aus Kenia

Foto: Marc Köppelmann (im Bild der Sieger des Paderborner Osterlaufs Bernard Kimeli aus Kenia)

Der Würzburger Residenzlauf hat schon so manchem Topläufer aus Ostafrika als Sprungbrett für eine weltweit beachtete und entsprechend honorierte Karriere gedient. Am Sonntag bei der 29. Auflage könnte dies wieder so sein. Denn wenn der 21-jährige Kenianer Bernard Kimeli in Würzburg seinen glänzenden Auftritt vom Paderborner Osterlauf vor zwei Wochen bestätigen oder sogar noch verbessern sollte, dann dürfte er vor einer großen Läuferkarriere stehen.

Trotz unwirtlicher Witterungsbedingungen mit Schnee- und Regenschauern ließ Kimeli in Paderborn seinen Mitbewerbern keine Chance und gewann die Zehn-Kilometer-Distanz in glänzenden 27:18 Minuten. Er verbesserte damit nicht nur seine persönliche Bestzeit, er brach auch den Streckenrekord um fast 30 Sekunden, lief diesjährige Weltbestzeit, die zehntschnellste Zeit überhaupt und die zweitschnellste auf deutschem Boden. „Ich fühlte mich während des gesamten Rennens in sehr guter Form und wollte sogar unter 27 Minuten laufen. Aber da war niemand, der mir helfen konnte, bis zum Ende voll durchzuziehen. Vielleicht klappt das ja beim nächsten Rennen“, hatte Bernard Kimeli den Machern seines tschechischen Athleten-Rennstalls RunCzech nach dem Osterlauf anvertraut.

Jenes nächste Rennen ist nun eben der Residenzlauf am Sonntag – und man darf sich schon jetzt auf einen spektakulären Auftritt von Bernard Kimeli freuen.

Selbiges tut auch Reinhard Peter. Der Organisationsleiter hatte vor drei Wochen bei einer Pressekonferenz noch davon gesprochen, dass es in diesem Jahr wohl nichts mit ganz schnellen Zeiten werden würde, es sei denn „wir werden mal wieder von einem Juwel unter den Europa-Debütanten überrascht“. Als ein solches Juwel entpuppte sich Bernard Kimeli nun vor zwei Wochen in Paderborn – weshalb Peter nun davon spricht, dass es am Sonntag „eine sagenhafte Überraschung“ geben und man vielleicht „den kommenden Weltmeister“ sehen könne.

Sollte es tatsächlich so kommen, würde Kimeli bestimmt nicht mehr in Würzburg laufen. Denn wer woanders bis zu 10 000 Euro Antrittsprämie kassieren kann, gäbe sich wohl kaum mit 300 Euro und der Aussicht auf ein Maximal-Preisgeld von 1650 Euro (750 Euro für den Sieg/500 Euro für den Streckenrekord – derzeit steht er bei 27:33 Minuten/400 Euro für eine Zeit unter 27:50 Minuten) zufrieden. Bislang aber war Kimeli ein weitgehend unbeschriebenes Blatt, erst eine Bestätigung seiner Glanzzeit von Paderborn macht ihn für Veranstalter richtig teuer – und damit für Würzburger Verhältnisse unerschwinglich. Derzeit freilich geht der 21-Jährige noch als Schnäppchen durch, wird deshalb am Sonntag vor der Residenz die Schuhe schnüren und anschließend mit seinen vier Runden um selbige hoffentlich für Aufsehen sorgen.

Aber selbst wenn es mit einer ganz schnellen Zeit nicht klappen sollte, für ein gewaltiges Spektakel ist beim „Lauf der Asse“ auf jeden Fall gesorgt. Neben 30 Athletinnen und Athleten aus Kenia, Äthiopien, Italien, Dänemark, der Schweiz, Belgien, Slowenien und den USA nehmen auch mehr als 30 regionale und 22 nationale Topläuferinnen und -läufer – und damit so viele wie noch nie in der fast 30-jährigen Geschichte des Residenzlaufs – die zehn Kilometer in Angriff. Besondere Beachtung verdienen dabei aus nationaler Sicht der frischgebackene deutsche Halbmarathon-Meister Philipp Baar aus Düsseldorf, der vor zwei Wochen in Paderborn die zehn Kilometer erstmals unter einer halben Stunde lief (29:56). Aber auch Halbmarathon-Vizemeister Hendrik Pfeiffer aus Wattenscheid (10-km-Bestzeit 29:37), U-23-Halbmarathon-Meister Tobias Blum (Rehlingen/30:02) und Crosslauf-Vizemeister Fabian Clarkson (Berlin/29:49) schmücken mit ihrer Teilnahme in Würzburg das Feld.

Hinzu kommt eine ganze Phalanx an U-23-Läuferinnen und -läufern, vorzugsweise vom SC DHfK Leipzig, die im Rahmen des „Deutschen Nachwuchscups“ um gute Zeiten und Extra-Prämien des Deutschen Leichtathletik-Verbandes kämpfen. Und die sich zudem auf den Vergleich mit Topläufern aus Kenia und Äthiopien freuen. Insgesamt kommt beim „Lauf der Asse“ so ein Feld von knapp hundert Frauen und Männern zusammen, was für spektakuläre Bilder rund um die Residenz sorgen dürfte.

Aber bekanntlich bietet der Residenzlauf ja nicht nur tollen Spitzen-, sondern auch attraktiven Breitensport. Weil die Wetteraussichten für Sonntag im Gegensatz zum Vorjahr, als von Sonnenschein über Regen bis hin zu Graupelschauern mit Windböen alles dabei war, bestens sind, rechnet Peter mit etwa 7000 Teilnehmern, die sich auf den Strecken zwischen 600 und 10 000 Metern tummeln werden. Dass es damit knapp 20 Prozent weniger als 2016 sein werden, sieht der Organisationsleiter vor allem dem langen Wochenende über den 1. Mai geschuldet. Weil eine solche Zahl aber immer noch unter die besten fünf Werte fällt, mag sich Peter nicht grämen, freut sich vielmehr, „dass wir am Sonntag die Region wieder einmal zum Laufen bringen“.

Und vielleicht ja auch zum Spenden. Die Aktion „No Limits für KiO“ verbindet die Teilnehmerzahl des No-Limits-Laufs (siehe Infobox) mit Spenden für den Verein Kinderhilfe Organtransplantation, einer Initiative von Sportlern für Organspende. Der Spender – egal ob Privatperson, Firma, Gruppe, Schule oder Familie – bestimmt einen Fixbetrag von mindestens fünf Cent für jeden Starter, der beim No-Limits-Lauf mit Zeitnahme ins Ziel kommt. Gerechnet wird von den Organisatoren mit etwa 250 Finishern, was bei einem Fixbetrag von 50 Cent eine Spende von 125 Euro bedeuten würde. Gleichwohl bietet der Verein Kinderhilfe Organtransplantation mit Paralympics-Gold- und Silbermedaillengewinnerin Franziska Liebhardt aus Würzburg an der Spitze, am Sonntag auch die Möglichkeit bei einem Stand auf dem Residenzplatz ganz individuell zu spenden. Und eine Spendenquittung gibt's dann direkt vor Ort auch gleich dazu.

Gutes tun, selbst die Laufschuhe schnüren oder Weltklasseläufer bestaunen – ein Besuch beim Residenzlauf am Sonntag in Würzburg kann sich also auf vielfältige Weise lohnen.

29. Würzburger Residenzlauf am Sonntag, 30. April: Zeitplan und Nachmeldung

ZEITPLAN

Lauf 1: Schnupperlauf 10.30 Uhr: (600 Meter, ohne Zeitnahme, nur für Kindergartenkinder, die alleine laufen wollen. Eltern oder andere Begleitpersonen sind nicht zugelassen).

Lauf 2: Lauf der Kindergärten 10.45 Uhr: Lauf A (600 Meter, ohne Zeitnahme).

11.00 Uhr: Lauf B (600 Meter, ohne Zeitnahme).

Lauf 3: Bambini-Lauf 11.15 Uhr: Strecke 1 km, Jahrgänge 2008 und jünger (mit oder ohne Zeitnahme, je nach Wahl).

Lauf 4: Lauf der Schulen A 11.30 Uhr: zwei bis drei Starts in Minutenabständen, Strecke 1 km, Jahrgänge 2008 und jünger (ohne Zeitnahme).

Lauf 5: No-Limits-Lauf 12.00 Uhr: Strecke 2,5 km (mit oder ohne Zeitnahme). Auf die Residenzlaufrunde gehen: a) Schüler/innen (Jahrgang 2000 und älter), die mit ihren Schulen an der Veranstaltung teilnehmen (ohne Zeitnahme); b) junge Läufer/innen; c) gehandicapte Sportler/innen; d) Gesundheitssportler/innen; e) Firmenläufer/innen, die einsteigen; f) Beginner/innen; g) alle Walker/innen (auch mit Stöcken).

Lauf 6: Lauf der Schulen B 12.03 Uhr: Strecke 2,5 km, Jahrgänge 2007 und älter (ohne Zeitnahme).

Lauf 7: Fit&Fun- sowie Firmen-Lauf 12.45 Uhr: Strecke 5 km, Jahrgänge 2007 und älter (mit und ohne Zeitnahme).

Lauf 8: Haupt-Lauf 13.30 Uhr: Strecke 10 km (= vier Runden um die Residenz), Männer und Frauen sowie Altersklassen (gesonderte Wertung!). Läuferinnen und Läufer, die 10 km bereits unter 43 bzw. 37 Minuten gelaufen sind, starten bitte beim Lauf der Asse (Keine Anmeldung am Sonntag mehr möglich!) Als Sieger/in kann nur geehrt werden, wer das Ziel nach 43 bzw. 37 Minuten oder in einer langsameren Zeit erreicht! Start auch ohne Zeitnahme möglich!

Lauf 9: Handbike-Rennen 15.00 Uhr: Strecke 10 km, internationale Beteiligung. Es wird gegen die klassische Laufrichtung gefahren. Das Rennen wird abgewunken, wenn drei Handbiker acht Runden absolviert haben, alle anderen dürfen ihre Runde noch beenden. Das Rennen ist auch offen für Rollstuhlfahrer!

Lauf 10: Lauf der Asse 16.30 Uhr: Strecke 10 km, internationale Beteiligung (Frauen: Bestzeit unter 43 Minuten; Männer: Bestzeit unter 37 Minuten). Bei diesem Lauf gibt es auch Sonderpreise für die schnellsten Läufer/innen aus Unterfranken und Bayern sowie innerhalb des Deutschen Nachwuchsläufercups. Streckenrekorde, Männer: 27:33 Minuten (Leonard Komon/Kenia); Frauen: 31:14 Minuten (Margret Wangari/Kenia).

NACHMELDUNG

Entweder am Freitag und Samstag zu den normalen Ladenöffnungszeiten im Sportgeschäft Decathlon (Industriegebiet Ost) oder – mit Ausnahme des Laufs der Asse – am Sonntag ab 9 Uhr auf dem Residenzplatz (Zusatzgebühr von fünf Euro/Kinder und Jugendliche drei Euro) bis jeweils eine Stunde vor dem entsprechenden Lauf. Eine Ausnahme stellt der Hauptlauf (14 Uhr) dar. Nachmeldungen hierfür müssen bis spätestens 12 Uhr getätigt sein! Außerdem sind sie grundsätzlich nur mit Leihchip und gegen Barzahlung möglich.

ABHOLUNG STARTUNTERLAGEN

Die Startunterlagen können bereits am Samstag von 10 bis 18 Uhr im Sportgeschäft Decathlon abgeholt werden. Ansonsten ist dies am Sonntag ab 9 Uhr auf dem Residenzplatz möglich.

RAHMENPROGRAMM Für musikalische Unterhaltung sorgen vor der Residenz die „Main-City-Stompers“ (11 – 14 Uhr) mit Dixie-Klängen sowie die Cover-Rockband „Broken Silence“ (14 - 18 Uhr). Für Kinder gibt es zahlreiche Spiel- und Sportangebote.

Text: Günther Schwärzer (Main-Post Sportredaktion)

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